Meldung vom 13.04.2022
Nach über 20 Jahren erstmals wieder in Österreich präsentiert Galerie Kovacek eine bemerkenswerte Ausstellung von ERIKA GIOVANNA KLIEN. Im Zeitraum zwischen 18. Mai bis 29. Juli 2022 werden in der Spiegelgasse 12, 1010 Wien Werke der österreichisch-amerikanischen Künstlerin gezeigt, die als eine der bedeutendsten VertreterInnen des Kinetismus gilt.
Die Galerie, die sich bereits mit herausragenden Ausstellungen einen Namen gemacht hat, ermöglicht damit nach zwei Jahrzehnten erstmals wieder mit 73 verkäuflichen Werken sowie Leihgaben einen umfassenden Blick auf Erika Giovanna Klein, deren künstlerisches Schaffen zweifelsohne zu einem der spannendsten Oeuvres der Avantgarde in Österreich gehört.
Das Oeuvre von Erika Giovanna Klien umfasst Dorf- und Stadtansichten, figürliche Arbeiten und geometrische Kompositionen. Beeinflusst von Musik, Theater und Tanz waren Bewegung und Rhythmus wesentliche Ausdrucksformen, die ihr gesamtes Werk beeinflusst haben. Mit der Klasse für ornamentale Formenlehre im Schlepptau ist es sicherlich Klien zuzuschreiben, dass wir heute von der Erfolgsgeschichte des Wiener Kinetismus sprechen.
Über die Künstlerin:
Erika Giovanna Klien wurde 1900 in Trentino geboren und lebte in Wien, Salzburg und New York. Von 1919 bis 1924 studierte die Tochter aus kleinbürgerlichem Beamtenhaus an der Kunstgewerbeschule in Wien. An dieser späteren Hochschule für Angewandte Kunst herrschte in der Aufbruchsstimmung der ersten Nachkriegszeit ein enormer Reformwille. Und so war es Franz Cizeks Kurs der ornamentalen Formenlehre, der in den 1920er Jahren die Brutstätte des Wiener Kinetismus war und Erika Giovanna Klien in ihrem künstlerischen Schaffen maßgeblich prägte. Was expressionistisch begann, verfeinerte man mit Kubismus und Futurismus: Der Kinetismus (griech. "kinesis" = "Bewegung") war geboren.
Gefördert und angeregt durch die freundschaftliche Beziehung zum Künstlerehepaar Rochowanski begann Klien 1923 an einem kinetischen Marionettentheater zu arbeiten. Gleichzeitig trat sie als Laienschauspielerin auf. 1924/25 absolvierte sie ihr Meisterjahr bei Franz Cizek und schloss ihre Ausbildung als Kunstpädagogin ab. Sie bezog ein Atelier in Purkersdorf und begann als Gebrauchsgraphikerin. Nach einem Probejahr als Kunstlehrerin an der Elizabeth Duncan School in Klessheim setzte sie die Lehrtätigkeit von 1926 bis 1928 fort. 1928 wurde ihr Sohn Walter Klien geboren, der bei Pflegeeltern aufwuchs. 1929 übersiedelte sie nach New York. Bis zum Jahr 1940 unterrichtete sie an bedeutenden Kunstschulen wie der Stuyvesant School, Dalton School, New School for Social Research und der Spence School. Mit Reklameentwürfen bestritt sie ihren Lebensunterhalt. Ganz im Interesse von Cizek setzte Klien seine Liebe zur Bewegung fort. Der Tanz und die Vogelflugserie sind nur Beispiele dieser abstrakten Rhythmen, die sich beständig durch ihre Werke ziehen. Als Hauptvertreterin des Wiener Kinetismus befasste sie sich Zeit ihres Lebens mit der Bewegung der menschlichen Figur – ausgehend vom Tanztheater – und der Bewegung in der Pflanzen- und Tierwelt. In Amerika galt ihr Interesse auch dem technischen Gerät und den Szenerien in Subway-Stationen, dort machte sie auch als Verfasserin theoretischer Schriften über Kunsterziehung auf sich aufmerksam.
Wiener Kinetismus
Es waren insbesondere enthusiastische junge Frauen wie Erika Giovanna Klien, die nach einem neuen künstlerischen Ausdruck suchten. In einer Zeit des politischen Neuanfangs, in der die Unterdrückung der Frau jedoch deutlich spürbar war, war der Wiener Kinetismus die erste Kunstrichtung Österreichs mit radikal-abstrakten Ansätzen. Die Kunstrichtung entwickelte sich als revolutionäres pädagogisches Experiment im Verborgenen. Seine große Bedeutung für die österreichische Moderne wurde erst im Nachhinein sichtbar.
Franz Cizek führte in seinen Kursen der ornamentalen Formenlehre die StudentInnen seiner Klasse in die Kunst des Kinetismus ein. Abgeleitet vom griechischen Wort für Bewegung ist diese Kunstrichtung durch eine Mischung von kubistischen, futuristischen und konstruktivistischen Stilelementen gekennzeichnet, mit Fokus auf die Darstellung von Bewegung und Dynamik.
Die Stars der Bewegung waren exzentrische Persönlichkeiten wie Erika Giovanna Klien, My Ullmann und Elisabeth Karlinsky, die sich auch privat für ein Leben abseits der Normen entschieden. Heute fasziniert vor allem die Person Klien, die sich in einem von Männern dominierten Kunst- und Lehrbetrieb durchzusetzen verstand und gemeinsam mit ihren Kolleginnen versuchte, sich zu emanzipieren. 1924 erreichte der Kinetismus seinen Höhepunkt, bald darauf war er in Vergessenheit geraten – bis zur Wiederentdeckung Erika Giovanna Kliens und ihres umfangreichen Oeuvres, das seit 1975 zunehmend erforscht, in seiner künstlerischen Bedeutung erkannt und öffentlich zugänglich gemacht wird.
ERIKA GIOVANNA KLIEN
WIENER KINETISMUS
18. Mai – 29. Juli 2022
Kovacek Spiegelgasse Gemälde
Spiegelgasse 12, 1010 Wien
Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr
www.kovacek.at
Ausführliche Presseinformation sowie Bildmaterial in High Res stehen am Ende der Aussendung zum Download bereit.
Für Interviewanfragen und weitere Presserückfragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.
Freundliche Grüße,
Theresa Langmann